In vielen wissenschaftlichen Abschlussarbeiten begegne ich Um-zu-Sätzen wie dem folgenden:
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird eine Literaturrecherche durchgeführt.
Laut Duden und verschiedenen Grammatik-Websites sind solche Sätze zwar erlaubt, aber nicht ganz logisch.
Bei dem Satz im Beispiel handelt es sich um einen Finalsatz. Mit einem Finalsatz kannst du eine Absicht, einen Zweck oder ein Ziel wiedergeben. Fragewörter dafür sind: Warum? Wofür? Zu welchem Zweck?
Der Satz kann entweder mit der Infinitivkonstruktion um zu oder mit der Konjunktion damit gebildet werden:
Ich lasse meine Abschlussarbeit korrigieren, um eine bessere Note zu erhalten.
Ich lasse meine Abschlussarbeit korrigieren, damit ich eine bessere Note erhalte.
Mit der Variante mit damit bist du auf der sicheren Seite. Wenn du allerdings die Infinitivkonstruktion mit um zu verwenden möchtest, muss der Hauptsatz dasselbe Subjekt haben wie der Nebensatz. Deshalb ist eine Formulierung wie die im ersten Beispielsatz nicht möglich:
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird eine Literaturrecherche durchgeführt.
Im ersten Teil, dem Infinitivsatz, gibt es kein Subjekt. In solchen Fällen versucht der Leser, sich ein Subjekt hinzuzudenken. Das am nächsten liegende Subjekt ist jenes des Hauptsatzes, in diesem Fall des zweiten Teils des Satzes. Wenn dieses Subjekt passt, wird die Spannung aufgelöst. Passt es jedoch nicht, gibt es einen Widerspruch, und beim Leser bleibt das unangenehme Gefühl zurück, den Satz nicht ganz verstanden zu haben.
In unserem Beispiel ist der Hauptsatz ein Passiv-Satz, und das Subjekt ist die Literaturrecherche. Die Literaturrecherche ist jedoch nicht diejenige, die die Forschungsfrage beantworten soll, sondern der Autor der Arbeit. Deshalb passt das Subjekt des Hauptsatzes nicht zum Nebensatz, und der gesamte Satz fühlt sich komisch an.
Um den Satz grammatikalisch richtig und logisch zu gestalten, müssen wir ihn umformulieren. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Variante 1:
Wir können dem ersten Teil des Satzes ein eigenes, eindeutiges Subjekt geben, indem wir ihn ins Passiv setzen. Dafür muss jedoch um zu mit damit ersetzt werden:
Damit die Forschungsfrage beantwortet werden kann, wird eine Literaturrecherche durchgeführt.
Variante 2:
Wir machen den Nebensatz zum Hauptsatz und umgekehrt mit indem:
Die Forschungsfrage soll beantwortet werden, indem eine Literaturrecherche durchgeführt wird.
Variante 3:
Wir können den Satz so umformulieren, dass das Subjekt des Hauptsatzes gleichzeitig als Subjekt des Nebensatzes verwendet werden kann:
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird der Autor dieser Arbeit eine Literaturrecherche durchführen.
Variante 4:
Wir können den Nebensatz auflösen:
Die Forschungsfrage wird mithilfe einer Literaturrecherche beantwortet.
In vielen Abschlussarbeiten gibt es bis zu 50 solcher Sätze. Wenn möglich, formuliere ich sie um, sodass sie logisch und verständlich werden. Falls grössere Eingriffe notwendig sind, setze ich einen Kommentar und biete dir einen Vorschlag zur Umformulierung an.
Vielleicht möchtest du deine Arbeit auf unlogische Um-zu-Sätze überprüfen, bevor du sie abgibst. Falls du mehrere solcher Sätze findest, kannst du die gezeigten Möglichkeiten abwechseln. Deine Lektorin und die Personen, die deine Arbeit bewerten, werden es dir danken :-).